31.08.2017
"Tessinerli ++", V1
Aufbau:
Weizen-Biga
+
Autolyse -> Hauptteig
Gesamt-TA ca. 159
Meine Frau sagte vor Kurzem, als wir mal wieder über "gebackene
Erinnerungen" sprachen :
"Der Fischer-Beck hatte früher so 'Tessinerli',
die waren immer sehr fein! Gibts
schon lange nicht mehr!"
Na gut! ;-)
Gibt es wieder!
Im web gesucht und gefunden, verschiedene Rezepte zum Thema! Und da war
doch noch ... !
Ja, im BBB1 von Lutz 'Plötz' Geissler, da sind sie auch! Auf der Seite
37, allerdings als "Schweizer Brot". Ist aber nichts anderes!
Das Typische daran ist die Form! 5-6 kleine, einzelne längliche
Teiglinge werden mit der Schmalseite aneinander angeschoben, bekommen
einen gemeinsamen Mittelschnitt-Scheitel und werden sanft ausgebacken.
Und da sind sie wieder auferstanden!
Die Laibe aus Einzel-Laibchen, bequem abzubrechen!
Im Rezept beim Lutz war die Rede von einem "schweizer Halbweißmehl",
entsprechend etwa einer Type 750. Normalerweise nehme ich bei schweizer
Rezepten für diesen Fall mein Weizenmehl Type 812, das von der Mühle
her schon als "Halbweißmehl" beschriftet ist, als Reminiszenz an die
Kundschaft, die in Richtung Schweizer Grenze wohnt. Ich wollte aber mal
so richtig auf Nummer 750er gehen und habe mir diese Type einfach aus
W550 und W812 ermischt.
Interessant war die Biga, aus 40 % der GMM mit einer TA von 150
geführt! Das ist sehr fest, weit trockener, als ich das normalerweise
gewohnt bin, aber machbar! Dieser "trockenen" Biga werden so einige
Aroma-Vorzüge nachgesagt und ich war gespannt!
Zusätzlich habe ich eine "echte Autolyse" mit TA 150 vor dem Hauptteig
eingefügt. Beim Hauptteig war dann aber doch der Teig so fest, dass ich
noch 4 % 2. Wasser nachgeben konnte und damit bin ich auf die
Schluss-TA von 159 gekommen, ohne die 4 % Öl im Teig dazu zu zählen.
Und so sieht es aus, wenn man ein
einzelnes 'Tessinerli' abbricht!
Das Wirken war keine große Sache! Der Teig war dann, nach der Reife,
sehr angenehm zu bearbeiten. Beim Backen war die Temperatur im Ofen
vergleichsweise niedrig, trotzdem man Kleingebäck mit hoher Temperatur
backen sollte. Aber dies sind ja eigentlich zwei richtige Laibe! Ich
habe über die gesamte Backzeit, aber vor allem in den ersten 5 Minuten
wirklich reichlich geschwadet. Das ergibt diese schöne, gelbe
Oberfläche. Der "einzige" Fehler bei diesen ersten Versuch war, dass
ich nicht tief genug eingeschnitten habe!
Der Anschnitt. Schöne dünne Kruste,
feinporig, mit einem wunderbaren Duft!
Ich war gespannt auf den ersten Test! Und wurde aufs Angenehmste
überrascht! Der Geschmack ist neu und doch ganz altbekannt! Es ist ein
richtig uriger, altmodischer Brot-Geschmack, irgendwie 'erdig',
'kornig', 'kräftig'! Passt mit allem, süß oder herzhaft. Aber am
aller-aller-besten mit dem "Tannspitzle-Honig" meiner Frau!
Tessinerli, Butter, Tannspitzlehonig, eine gute Tasse Kaffe! Der Tag
mit diesem Frühstück beginnt perfekt!
Verwendetes
Getreide und
Getreideprodukte:
25 % Weizenmehl Type 550,
Blattert-Mühle
75 % Weizenmehl Type 812,
Blattert-Mühle
nach
oben
28.08.2017
"Bunte Quiche mit Joghurt-Dip", V1
Aufbau:
Dinkel-Vollkorn-Mürbeteig,
gedämpftes Gemüse, Eier-Sahne-Petersilie-Guss, Sonnenblumenkerne
Neulich ist mir im Ratgeber 8/2017 ein Rezept für eine
"Bunte Möhren-Quiche mit Joghurt-Dip"
über den Weg gelaufen! Auf den ersten Blick: Mein Ding! Aber die
Durchführung war gar nicht einfach! Gut, Mürbeteig mit Vollkornmehl und
anteilig geraspeltem Parmesan als eine der leichtesten Übungen! Hier
einfach Dinkel-VK, das habe ich direkt vorrätig.
Das Problem waren die verlangten Möhren! Es sollten "bunte", also drei
Farben werden, normal-orange, gelbe und violette Möhren! Ich hätte
nicht gedacht, dass es so schwierig sein würde, außer den "normalen"
Möhren die anderen zu bekommen! Mit viel Mühe hat meine Frau dann zu
den "normalen" orangefarbigen Möhren doch noch violette gefunden, gelbe
absolute Fehlanzeige! Dafür hat sie - haben wir dann Kohlrabi
eingesetzt, damit eine helle Farbe mit drinnen ist. Und drum im Titel
auch nicht "Möhren-Quiche" sondern "Bunte Quiche"!
Die Quiche ...
Die Zubereitung war wirklich einfach. Mürbeteig nach meiner Methode
herstellen, in Folie einwickeln und im Kühlschrank lagern. Gemüse
putzen und dämpfen (meine Frau). (Weiter ich) Mit dem Mürbeteig die
gefettete Tarte-Quiche-Form auslegen, das leicht abgekühlte Gemüse
drauf verteilen, den Eier-Sahne-Guss mit Petersilie drüber geben, mit
Sonnenblumenkernen bestreuen, mit teilweise Unterhitze (Pizza-Stufe, am
Anfang und am Ende) backen.
... und ihr saftiges Innenleben.
Super-Sommer-Sache! Der Boden sehr schön knusprig, ohne aber direkt vom
Parmesan was zu spüren. Der Belag saftig, schmackhaft, leicht durch die
verwendeten Gemüse. Der Kohlrabi sticht geschmacklich vor! Der
Eier-Sahne-Guss locker, die reichlich enthaltene Petersilie als feine
Abrundung. Die Sonnenblumenkerne fein nussig! D
er Joghurt-Dip hatte einen Rezeptfehler - es war zu viel Zitronensaft
drinnen! Schade! Aber ich hab mir einen guten EL vom griechischen
Joghurt einfach pur dazu genommen und damit hat dann alles wieder
gestimmt! Herrliches Spätsommer-Essen! Und diese Quiche ist variabel.
Da kann jedes Gemüse rein. Und schnell geht das Ganze auch.
Verwendetes
Getreide und
Getreideprodukte:
100 % Dinkel-Vollkorn-Mehl, Lidl
nach
oben
22.08.2017
"Nussbrot mit Amarant-Pops - WST ++", V1
Aufbau:
Weizensauerteig
+
Brühstück + integrierte Autolyse -> Hauptteig
Gesamt-TA ca. 176
Im
Bio-Supermarkt
meines Vertrauens ist mir neulich eine Tüte
Amarant-Pops in die Hände gefallen.
Das passende
Rezept
dazu habe ich dann im Sauerteig-Forum gefunden und jetzt gebacken. Wie
immer, für den ersten Versuch auf GMM = 500 g umgerechnet.
Als mögliche Varianten, WST oder LM, habe ich den WST genommen.
Allerdings dann vor dem Hauptteig eine
"integrierte Autolyse" eingefügt.
Integriert desshalb, weil die Menge Wasser aus dem Hauptteig mit dem
Mehl aus dem Hauptteig für eine
"reine
Autolyse"
nicht ausgereicht hätte, da ich schon im WST auf eine TA 180 gegangen
bin. Also kurzerhand den WST ebenfalls in die Autolyse mit integriert,
daher
"integrierte AL", und
die Dauer auf 30 Minuten angesetzt.
Eine runde Sache!
Eigentlich wollte ich ja meine neue
"Couche"
ausprobieren und hatte geplant, diesen Teig als Wurzeln zu wirken.
Eigentlich!
Der Teig war bei der Zubereitung und auch nachher so klebrig, wie ich
noch selten einen erlebt habe! Ursache? Keine Ahnung! Aber einen
Verdacht! Zu Beginn der Stockgare habe ich dann also erst mal eine
passende Kastenform bereitgestellt.
Beim ersten s&f (strech & fold / Ziehen & Falten) hatten
dann aber die Pops so viel Flüssigkeit absorbiert, dass ich auf
Banneton / Gärkörbchen umgeschwenkt bin.
Als ich dann den Laib wirken wollte, war der Teig immer noch so
klebrig, dass auch reichlich Streumehl nicht wirklich viel geholfen
hat. Mithilfe der Teigspachtel habe ich ihn dann mit Mühe und Not ins
gut mit Reismehl und Weizenmehl bemehlte Banneton verfrachtet. Reismehl
auf der Tuchseite, Weizenmehl auf der Laibseite. So hängt nichts an!
Die Stückgare hab ich etwas verlängert und dann den Teigling kurzerhand
abgebacken. Der Ofentrieb war nicht berauschend aber immerhin hat sich
was getan! Ich war dann schon mal sehr auf den Anschnitt gespannt!
Der Anschnitt hat dann doch einiges
wieder wett gemacht!
Allerdings sieht man einige helle Streifen, die stammen vom Streumehl!
Besonders hat mich die violette Farbe gefreut! Die kommt als Reaktion
der Häute der Walnusskerne auf die Säure des Sauerteigs zustande! Die
Krume hätte schlimmer sein können!
Immerhin hat das Brot eine schön knusprige Kruste und eine saftige
Krume mit vielen Nüssen! Der Geschmack ist fein und nussig, aber von
den
Amarant-Pops
merke ich nur was, weil ich weiß, dass sie da drinnen sind! Und irgend
einen spürbaren weiteren Effekt haben die erst mal nicht. Insgesamt ein
gutes Brot, geht sehr gut zusammen mit herzhaftem Käse wie z.B. einem
Gorgonzola!
Die Nüsse im Brot.
Es sind etwa hälftig Walnüsse (gelblich) und Haselnüsse (weißlich) im
Brot, grob gehackt. Das Anrösten dieser Nüsse laut Rezept habe ich mir
gespart, da das nach meiner Ansicht im fertigen Brot so gut wie keinen
Effekt hat. Dafür sind die Nüsse aber als Brühstück geführt worden, das
macht sich dann echt positiv bemerkbar!
Ja, der Herbst wirft seinen Schatten voraus! Und hier ist schon mal der
erste Versuch in dieser Richtung! ;-)
Verwendetes
Getreide und
Getreideprodukte:
23 % Weizenmehl Type 550,
Blattert-Mühle
64 % Weizenmehl Type 1050,
Blattert-Mühle
13 % Roggenmehl Type 1150,
Blattert-Mühle
nach
oben
18.08.2017
"Weißbrot nach Günther Weber - PF +", V2
Alle Versuche: |
V1 |
V2
|
Aufbau:
Pâte
fermentée + Autolyse -> Hauptteig mit 20 Stunden
kalte Stückgare bei ca. 5°C.
Gesamt-TA ca. 172
Was mir so an möglichen Änderungen durch den Kopf gegangen ist hat mir
keine Ruhe gelassen, also hab ich mir das Brot gleich wieder
vorgenommen! Jetzt mit Pâte fermentée und einer echten Autolyse. Für
die lange kalte Stückgare hab ich mir diesmal 20 Stunden Zeit gelassen
und dafür auch die Hefemenge nochmals reduziert mit dem Hintergedanken,
dass ja aus dem PF auch noch "Rest-Hefen" kommen werden. Das Problem
mit dem "unglücklichen" Einschneiden bin ich diesmal "logisch"
angegangen und hab mir einen richtigen Plan gemacht mit
Teilungseinheiten etc.! In der Praxis hat es dann doch nicht so
ganz geklappt, der Teigling ist etwas arg in die Breite gegangen! Die
Spannung an der Oberseite war bei dieser Schnittführung zu sehr
geschwächt!
Der Laib mit den "neuen" Schnitten,
leider etwas flach im Querschnitt.
Mit der Oberfläche als solcher bin ich eigentlich recht zufrieden. Die
gewinnt
besonders durch den intensiven Schwaden am Anfang der Backzeit.
Dieser eine Ausbund hat sich sehr
schön geöffnet!
Bei der kalten Stückgare hat sich eine Form entwickelt, die mich
spontan an einen "Pharaonen-Sarg" erinnert hat! Oben breit und hoch, am
"Fußende" etwas schmäler und flacher. Das hat hier aber einen
technischen Grund. Das "Fußende" war im Kühlschrank unter dem Eisfach
und hatte sehr kalt! Am Kopfende war daher der Ofentrieb einfach etwas
stärker! ;-)
Der Anschnitt ist diesmal in der
Porung etwas gröber.
Das führe ich auch auf den PF zurück und auf die längere Gare. Mir ist
das so ganz recht, aber ich bin ja nicht der einzige Brotesser!
Knackig knusprige Kruste und eine
fluffig weiche Krume mit einer wunderbaren Glutenentwicklung.
Hier hat sicher die separate Autolyse vor dem Hauptteig mitgeholfen.
Obwohl ich mich schon beim ersten Versuch nicht beklagen konnte!
Geschmacklich ist dieser Versuch aber definitiv eine Steigerung. Die
Aromen sind für ein Weißbrot sehr vielfältig. Kein Wunder, im PF sind
ja auch 70 % Weizenmehl Type 1050 und 30 % Roggenmehl Type 1150
enthalten. Und dieser PF wohnt schon wochenlang im Kühlschrank, wird
regelmäßig gefüttert und ich nehme immer mal davon was ab als
Aromateig in meine Brote. Und in diesem
"alten Teig",
wie er in der deutschen Bäckersprache heißt, stecken Alkohole und
Säuren, die genügend Zeit haben, Ester zu bilden als Vorstufen für
Aromen ohne Ende!
Für sich ist das Brot sehr gut, wie schon der erste Versuch gezeigt
hat. Passt mit allem, herzhaft und süß. Aber diesmal hab ich mir den
Spaß gegönnt und habe Scheiben davon etwas getoastet! Hammer! Das hat
den Hartweizen in der Kruste geweckt und die hat regelrecht geknistert
und splitterig geknirscht beim Draufbeißen!
Tja, ich werde wohl weiter damit baXperimentieren! Der Anteil PF ist
grenzwertig hoch, die kalte Stückgare ist grenzwertig lang, die
Einschneidetechnik ist suboptimal, und trotzdem ist das Potential
dieses Brotes jetzt schon so hoch, das kommt ganz sicher wieder dran!
Demnächst! Denn jede Woche ist mindestens einmal Sonntag! Und gerade im
kommenden Herbst gibt es dann wieder Schwarzwälder Spezialitäten, zu
denen dieses Brot optimal passt!
Verwendetes
Getreide und
Getreideprodukte:
83 % Weizenmehl Type 550,
Blattert-Mühle
4 % Hartweizenmehl, Semola di grano duro rimacinata,
Divella
9 % Weizenmehl Type 1050,
Blattert-Mühle
4 % Roggenmehl Type 1150,
Blattert-Mühle
nach
oben
13.08.2017 "Weißbrot
nach Günther Weber", V1
Aufbau:
Hauptteig + 18 Stunden kalte
Stückgare bei ca. 5°C.
Gesamt-TA ca. 171
Nach all den weißen Broten der letzten Zeit ist dieses Brot vom Günther
Weber als eine Art "krönenden Abschluss" dieser Reihe gedacht! Wobei:
"Der Mensch denkt und Gott lenkt!" Also, es kann auch noch anderst
kommen! ;-)
Ein "richtig gutes" Weißbrot ist etwas Besonderes, gerade für den
Sonntag, also heute! Und so einfach, wie dieses Rezept ausschaut, so
viel Vertrauen und Erwartungen habe ich dabei gehabt! Und alle sind
vielfach übertroffen worden! Dies ist ein absolutes Spitzenbrot! Danke
für das Rezept, lieber Günther!
Der Laib, lang gewirkt und nach
"deutscher" Manier eingeschnitten.
Das Rezept habe ich, wie gewohnt, auf 500 g GMM runter gerechnet. Als
Methode habe ich mich an der Vorgehensweise vom Lutz "Ploetz" Geissler
orientiert
(hier).
Meine Ergänzung ist, dass ich beim Mehl 95 % Weizenmehl Type 550
genommen habe und für eine knusprigere Kruste und eine etwas gelbere
Krume 5 % Hartweizenmehl. Die kalte Stückgare habe ich etwas kälter
genommen als der Lutz, nämlich bei ca. 5°C, dafür auf 18 Stunden
ausgedehnt.
Die Einschnitte habe ich dann allerdings verpatzt! Zwar nach
"deutscher" Manier, also quer geschnitten (das bremst dann allerdings
den Ofentrieb, sichert aber eine etwas feinporigere Krume!), aber dafür
zu oft! Es sollten eigentlich 3-4 Schnitte sein, aber bei mir sind auf
einmal 5 daraus geworden! Obwohl der mittlere zu vorsichtig ausgeführt
war und sich nicht geöffnet hat.
Nach der langen und schön kalten Stückgare direkt aus dem Kühlschrank
auf den gut heißen Backstahl. Und um die Kruste möglichst lange weich
zu halten, die ersten 10 Minuten richtig kräftig geschwadet. Während
dieser Zeit hat sich dann auch schon wieder hinten rechts im Ofen der
Hotspot bemerkbar gemacht und damit der Laib dort nicht zu dunkel wird
habe ich ihn gedreht und dabei zwangsläufig den Schwaden abgelassen.
Für die gewünscht schöne Kruste dann aber gleich wieder nachgeschwadet
und diesen Schwaden erst 5 Minuten vor Schluss abgelassen.
Die erwünschte Krume, allerdings mit
"kleinen" Ausreissern, also etwas größeren Löchern.
Der Ofentrieb war sehr schön! Andere Schnittführung und der Laib wäre
noch weiter aufgegangen. Nächster Versuch! ;-)
Einer der Einschnitte (Ausbünde).
Diese glänzende Oberfläche gefällt mir besonders! So muss ein Weißbrot
aussehen!
Die knackig-knusprige und relativ dünne Kruste macht richtig Spaß beim
Reinbeißen. Diese kleinen "Bläschen" auf der Oberfläche sind ein
Zeichen für eine lange und kühle Gare, damit ein Qualitätsmerkmal für
eine lange Reifezeit und damit mehr Aroma.
Beim Verkosten heute hat sowohl meine Frau als auch mich das Aroma
dieses Brotes deutlich an eine ganz weit zurückliegende Zeit in unserer
Kindheit erinnert und an das Weißbrot, das es damals beim jeweiligen
Dorfbäcker gegeben hat! Diese Zeiten sind leider längst
Vergangenheit! Für ein richtig gutes Weißbrot müsste ich heute weit
fahren!
Oder ich backe es mir selber! So wie heute! ;-)
Die watteweiche, aber saftige Krume
ist voller Aromen.
Nach unserer beider einhelligen Meinung ist dies eines der allerbesten
Weißbrote, die ich je gebacken habe! Auch im Vergleich zu all den
anderen guten bis sehr guten weißen und hellen Brote der "Challenge"
(Reihe von Wettkämpfen) der letzten Zeit ist dies wohl das Beste!
Und ich hab noch so die eine oder andere Idee, wo ich da noch ein
diesem und jenem kleinen Schräubchen noch ein wenig drehen kann! Kommt
also ganz
bestimmt wieder dran! Denn nach unserer Meinung ist dies das ideale
Brot zu diversen "Badischen Spezialitäten" wie:
"Bauernbratwürste mit geschmelzten Zwiebeln" (heute!), "Leberle",
"Sülzle"
(NEIN, NICHT SÜLZE!),
"Suuresse" usw.
Oder eben als besonders gutes, eben "altmodisches", Weißbrot für den
Sonntag!
Verwendetes
Getreide und
Getreideprodukte:
95 % Weizenmehl Type 550,
Blattert-Mühle
5 % Hartweizenmehl, Semola di grano duro rimacinata,
Divella
nach
oben
11.08.2017 "Ein
Hauch von Provenve - Lavendel-Weckle - WST +", V1
Alle Versuche: |
hier |
hier |
hier |
hier |
heute
Aufbau:
Weizen-Sauerteig + Autolyse ->
Hauptteig + 22 Stunden kalte
Stockgare bei ca. 5°C.
Gesamt-TA ca. 169
Jedes Jahr gibt es Ereignisse, die sich zu bestimmten Zeiten ereignen,
so auch unter anderem die Blüte unseres Lavendels. Und jedes mal ist
das für mich der Grund, mir was Neues zum Thema
"Backen mit Lavendel" einfallen zu
lassen.
Vor einiger Zeit ist mir da ein
Rezept zum Thema
"über
den Weg gelaufen" und ich hab es sofort gespeichert.
Sein Original-Titel lautet:
"a hint of provence -
Ein Hauch von Provence"!
Jetzt war der Zeitpunkt gekommen, unser Lavendel blüht und ich hab das
Rezept umgesetzt. Interessant war für mich dabei, zusätzlich zum
Lavendel-Aroma, das zugegebenermaßen etwas eigen ist, hier das Aroma
von Vanille dazu zu geben!
Bei der Überlegung, wie ich diesen Teig, statt zu einem oder zwei
Broten zu formen, auf eine alternative Art wirken könnte, ist mir aus
dem Buch
"l'atelier PAIN"
diese Form für
"carrés dodus -
aufgetriebene Vierecke" eingefallen. Und auch aus diesem Buch
stammt dann die Aufstreu von Sesam und die Gare der Weckle.
Im Nachhinein finde ich, dass diese Art Weckle eine gelungene und sehr
einfache Alternative zu Bagels sind! Ich müsste nur noch das Sieden der
Teiglinge vor dem Backen ausprobieren! Kommt noch, denn:
"Versuch macht kluch!"
Ein Weckle, mit Loch und Sesam.
Ich war gespannt, wie sich die schon länger nicht mehr geübte lange,
kalte Stockgare auswirken wird! In der geölten Box für 22 Stunden bei
ca. 5°C. Kein Problem! Mit 1 % Frischhefe war der Trieb nach der kalten
Gare sehr gut! Und der Geschmack hat dabei absolut gewonnen!

Die
"Quadratur des Kreises"! Hier
ist sie gelungen!
Die Teiglinge werden zu Kugeln gewirkt und dann 15 Minuten zum
Entspannen gelegt. Danach flach gedrückt und kreisrund etwas weiter
ausgezogen. Danach mit einer (speziellen) Maler-Spachtel (Edelstahl,
Klingenbreite 60 mm, angeschliffen) in der Mitte über Kreuz
eingestochen. Die vier "Zipfel" werden nach außen gedreht und fertig
sind die Quadrate mit dem Loch in der Mitte. Im Rezept aus
"l'atelier PAIN" wird
für die hier verwendete Teigeinlage (Stückgewicht) von ca. 75 g einem
"couteau de peintre" - einer
"Malerspachtel" mit 50 mm
Klingenbreite genommen. Ich hab zwei annähernd
passende Spachteln, eine mit 40 mm und eine mit 60 mm Breite. Beide
habe ich ausprobiert. Die 60 mm Spachtel ergibt die größeren Löcher
(links), die 40 mm Spachtel die kleineren (rechts, vorne und oben auf).
Und das gelungene Innenleben!
Ein Weckle habe ich gleich probiert, sobald es genügend abgekühlt war.
Knusprig, Sesam-Duft von der Oberfläche, ganz feiner Lavendelduft im
Hintergrund. Lecker! Mit Butter noch leckerer! Mit feinem Blütenhonig
auf der Butter eine wunderbare Steigerung!
Zum Frühstück am nächsten Morgen, der Lavendelduft war jetzt besser
durchgezogen, mit Salami, gut, mit Käse gut! Als absolute Steigerung,
besser als Honig oder Konfitüren, mit dem von meiner Frau selber
gemachten
"Tannspitzlehonig"!
Verwendetes
Getreide und
Getreideprodukte:
80 % Weizenmehl Type 550,
Blattert-Mühle
20 % Weizenmehl Type 812,
Blattert-Mühle
nach
oben
07.08.2017 "Gewürz -
Brot mit Anis - RVK-ST", V9
Eigenes Rezept.
Alle Versuche:
V1 |
V2 |
V3
|
V4 |
V5 |
V6
|
V7 | V8 |
V9
|
Zwei richtig schöne, große Laibe!
Größer geht nicht mehr! Diese beiden Laibe habe ich angeschoben
(s. an den linken Seiten!) auf dem
Backstahl im Ofen gehabt. Und keine ganze Fingerbreite rechts und links
war mehr Platz bis zu den seitlichen Tragschienen für die Backbleche!
Ich hatte ein paar bange Minuten, aber der Ofentrieb hat die
Entwicklung nach oben befördert und in der Breite hat es dann eben
gereicht! Dieses "Anlehnen" aneinander hat aber dazu geführt, dass der
Spalt etwas ungleichmäßig aufgegangen ist! Aber das ist jetzt wirklich
"Jammern auf hohem Niveau"! ;-) Leider kein Anschnitt, die beiden
Pracht-Kerle haben andere Liebhaber gefunden!
Verwendetes
Getreide und
Getreideprodukte:
61 % Weizenmehl Type 812,
Blattert-Mühle
30 % Roggenkörner zum selber Mahlen,
Blattert-Mühle
3 % Weizengluten-Pulver,
Blattert-Mühle
6 % Altbrot
nach
oben
04.08.2017
"Pain blanc - Weißbrot, BaXperiment #2 ++", V1
Aufbau:
Poolish + Weizen-Sauerteig + Autolyse ->
Hauptteig.
Gesamt-TA ca. 174
Bei der Suche nach italienischen Broten bin ich beim Dietmar Kappl auch
über ein
"Pane Bianco"
gestolpert. Er mischt dort fröhlich italienische, österreichische und
französische Mehle. Bei der Bearbeitung des Rezeptes ist mir der
Gedanke gekommen, das nur mit französischen Mehlen zu machen und daher
bei mir der Name
"Pain blanc"!
Interessant sind die Ruhezeiten für die Vorteige! Poolish mit 18 - 48
Stunden bei 4°C, WST mit 18 - 30 Stunden von 30°C fallend auf
Raumtemperatur.
Und genau da hat es bei mir "gezündet"! Ich hatte schon lange die
Absicht, den Sauerteig, speziell einen Weizen-Sauerteig, bei 4-5°C im
Kühlschrank über längere Zeit zu führen. Das ist zwar ungewöhnlich und
es wird immer vor einer Übersäuerung gewarnt, aber einige
Berichte und einige wenige Rezepte im weltweiten Netz sagen da was
anderes! Auch mein Roggen-Sauerteig, der im Kühlschrank bei ca. 6-7°C
ruht, arbeitet dabei weiter! Wenn er nicht mit voller Gare da
reinkommt!
Und - Versuch macht kluch!
Und da ist es! Ein Mords-Trum von
einem Laib, französisch eine "Miche"!
"Miche" ist einfach ein
"großer Laib Brot"! ;-)
Das Rezept vom Dietmar habe ich sehr "wörtlich" übernommen, allerdings
die GMM (GesamtMehlMenge) auf 500 g gesetzt, wie immer bei ersten
Versuchen. Damit hab ich die Backtemperaturen und -zeiten besser im
Griff!
Und jetzt zum BaXperiment!
Abweichend vom Rezept habe ich beide Vorteige, Poolish und WST, mit
kaltem Leitungswasser angesetzt, 2 Stunden bei Raumtemperatur
"anspringen" lassen und dann für insgesamt 42,5 Stunden bei ca. 5°C im
Kühlschrank reifen lassen.
Weil im WST durch das Roggen-Anstellgut ja lange nicht so viele MO's
reinkommen wie durch die Frischhefe in den Poolish, habe ich im WST den
Anteil Anstellgut von 8,3 %, wie im Original-Rezept, auf 28,6 % erhöht!
Diese MO's müssen ja dann auch im Kühlschrank ihre Arbeit ordentlich
verrichten können! Und bei Kälte ist das Schwerstarbeit für die!
Und sie haben diese Arbeit zu meiner vollsten Zufriedenheit erledigt!
Der Teig war trotz der geringen gesamt Hefemenge und relativ niedrigen
Temperatur sehr lebendig! Ich musste die Stockgare von 120 Minuten auf
90 Minuten verkürzen! Allerdings wollte ich ja auch noch eine kalte
Stückgare anhängen. Die war dann 5 Stunden bei ca. 5°C.
Diese kalte Stückgare unterstüzt den Ofentrieb dadurch, dass bei kalten
Teigtemperaturen zwar die Gärung dort drinnen langsamer geht, die
erzeugten Gase, vor allem das CO2, dabei aber besser im kalten Teig -
im kalten Wasser gespeichert werden. Jedoch kommt dieser Effekt
nur dann zum Tragen, wenn das Brot ohne "Akklimatisierung" direkt aus
dem Kühlschrank auf den gut heißen Backstahl in den gut heißen Ofen
kommt! Sonst verduftet eine ganze Menge der wertvollen Treibgase!
Vergleichbar einer Flasche "Sprudel", die aus dem Kühlschrank genommen
wird und dann mit offenem Verschluss bei Zimmertemperatur herum steht!
Den mag dann auch niemand mehr trinken!
Eine wunderbar lockere Krume mit
einer sehr guten, ungleichmäßigen Porung, die Kruste ist relativ dünn.
Im Ofen mussten sich dann die ganzen Vorüberlegungen bewähren! Und
haben sich als richtig herausgestellt!
Ein spektakulärer Ofentrieb! Den habe ich dann auch massiv durch eine
sehr kräftig Schwadenmenge unterstützt! In den ersten 5 Minuten sind
ca. 250 g Wasser in den Ofen "gewandert"! Normalerweise sind das sonst
80 - 130 g! Dieser Schwaden hat auch dazu geführt, dass die Kruste
schön lange nicht fest geworden ist und sich der Laib dadurch schön
lange ausdehnen konnte! Der Schwaden ist dann bis gegen Ende der
Backzeit im Ofen geblieben.
Dieser Ausschnitt zeigt wieder sehr
schön die Entwicklung der Glutenstrukturen!
Dieses Brot ist geschmacklich eine Wucht! Dünne, knusprige Kruste,
fluffig weiche Krume, trotzdem mit einem deutlichen Biss. Ein
reichhaltiges Aromenspiel von den verwendeten Mehlen und den
verschiedenen Vorteigen. Diese Vorteige hatten ja schön Zeit, Aromen zu
bilden! Sie hatten
bei mir Zeit!
In den "üblichen Bäckereibetrieben" ist das meist nicht mehr der Fall!
Leider! :-(
Getestet mit Butter, ein Genuss! Mit verschiedenen herzhaften Sachen
wie Wurst, Schinken, Käse dazu, sehr gut! Mit Marmelade und Honig,
ebenfalls sehr gut! Eine Art Universal-Brot! Und ideal als
Sonntags-Brot!
Das kenne ich so aus meiner Kindheit"! Werktags gab es "dunkles" Brot!
Sonntags, Feiertags oder zu besonderen Anlässen oder besonderen
Gerichten musste es ein "Weißbrot" sein! Und das hier ist so eins! Und
was für eins! :D
Kommt also ganz bestimmt wieder dran!
Es gibt zwar jetzt nicht besonders viele Schräubchen, an denen ich noch
drehen kann, aber eine kleine Menge Hartweizen würden die ansich schon
gute Kruste noch etwas unterstützen! ;-)
Verwendetes Getreide und
Getreideprodukte:
86 % Weizenmehl Type T55,
Moulin des Trappistes, Abbaye d'Oelenberg
14 % Weizenmehl Type T80,
Moulin des
Moines, Krautwiller
nach
oben
03.08.2017
"Bauernbrot mediterran - Biga ++", V1
Aufbau:
Weizen-Biga + Brühstück + Autolyse ->
Hauptteig.
Gesamt-TA ca. 178
"Es war einmal vor einiger Zeit",
da fiel mit eine Tüte mit getrockneten Tomaten in die Hände!
Eingelegte, getrocknete Tomaten im Glas stehen im Keller, aber
irgendwie hab ich noch nie den Schwenk geschafft, damit was zu machen!
Jetzt hatte ich diese getrockneten da!
Neulich, im Sauerteig-Forum, steht da ein Rezept für ein
"Bauernbrot
mediterran m. getr. Tomaten - LM" von Marla, und dort sind
getrocknete Tomaten drinnen! Und
beim Analysieren des Rezeptes, ich wollte wissen, wieviel die
Zugabemenge für Tomaten in Bäckerprozenten das sind, entdecke ich da
drinnen auch noch als eine weitere alternative Zutat Hartweizenmehl!
Also genau das, womit ich die letzte Zeit sehr schöne und schmackhafte
Brote gebacken habe!
Das Rezept hab ich mir gleich vorgenommen! Allerdings enthält es als
Haupt-Vorteig eine LM, eine
"Lievito
Madre"! Und genau das ist nicht
meine Spezialität! :(
Aber ich hab ja in der letzten Zeit sehr häufig und mit großem Erfolg
mit
"Biga" als Vorteig
gearbeitet und das ist mediterran UND liegt mir!
Also erst mal das Rezept umgestellt und sofort angepackt!
Die beiden Laibe, als Bâtardes
gewirkt.
Das "kleine Extra" bei diesen
Broten sind die getrockneten Tomaten, die trocken in den Teig kommen,
und italienische Kräuter, normalerweise getrocknet. Ich hab aber genau
diese Kräuter frisch auf dem Balkon in den Kräuterkästen, also kommen
frische rein!
Die Krume ist schön locker und sehr
rustikal geport! Der Gelbton
kommt vom Hartweizen.
Beim Backen machte sich ein leichtes "Düftchen" nach den Kräutern
breit. Der Ofentrieb war wirklich gut. Die Kruste ist schön knackig und
doch zielmich dünn, die Tomaten sind etwas ungleichmäßig verteilt, aber
das ist nicht direkt zu beieinflussen!
Der Geschmack ist super, ideal zur Begleitung durch herzhafte,
bevorzugt mediterrane Sachen wie Schinken, Würste und Käse! Meine Frau
ist mutig ran und hat ein Schälchen mit sehr gutem Olivenöl hergenommen
und das Brot darin getunkt! Genial!
Detail aus der Kruste, das sind
Knusperkanten!
Hartweizen im Teig ergibt meist eine ausgesprochen knusprige
Kruste. Reichliches Schwaden zu Beginn der Backphase unterstützt das
ebenfalls. Hier hat alles gepasst!
Und hier stecken sie, die
getrockneten Tomaten! ;-)
Die Tomaten verbreiten kein Aroma, wie sollten sie auch, trocken wie
sie sind! Aber wenn man drauf beißt, dann schmecken sie, besonders die
in der Nähe der Kruste, wie hochkonzentriertes Tomatenmark! Einfach nur
gut! Die Kräuter kommen im fertigen Brot beim Essen nur als ein
angenehmer "Grundton" vor, aber sie sind da!
Gluten-Entwicklung ist alles! Allerdings ist das Gluten im Hartweizen
nicht ganz so strapazierfähig wie in einem "normalen" Weizen, einem
"Weich-Weizen". Aber auch mit dem Hartweizen kann man(n) sehr schöne
Krumen zaubern! Gewusst wie!
Einfach schonender Kneten, also langsamer, dafür etwas länger, gerade
so wie bei Dinkel! Das ist das ganze Geheimnis!
Und natürlich die Autolyse als Vorstufe! Und die Salzzugabe zur
richtigen Zeit! Und die richtige Knettechnik! Und wenn dann alles
passt, dann kommt richtig Freude auf! ;-)))
Das Rezept bietet noch einige Variations-Möglichkeiten, die werde ich
natürlich Zug um Zug ausprobieren! Das ist ja das Schöne an diesem
Hobby! Ich kann meine kühnsten Träume umsetzen und meistens kommt was
Essbares dabei raus, sehr oft sogar ein richtiger Leckerbissen!
Verwendetes Getreide und
Getreideprodukte:
30 % Weizenmehl Type 1050,
Blattert-Mühle
42 % Weizenmehl Type 550,
Blattert-Mühle
10 % Roggenflocken,
Blattert-Mühle
18 % Hartweizenmehl, Semola di grano duro rimacinata,
Divella
nach
oben