29.12.2022
"Mehrkornbrot mit Haselnussmehl + Raucharoma ++++", V1
(Stand:
30.12.2022)
Aufbau:
Dinkelruchmehl-Sauerteig, 2-stufig + Haselnussmehl-QS + Perldinkel-KS +
echte Mischmehl*)-Autolyse
-> Hauptteig.
Anschüttflüssigkeit
im ganzen Teig: Wasser
Gesamt-TA
ca. 203 ohne Öl!
*)
Mischmehl:
57 % WM 812 , 5 % Semola
dgdr, 5 % RM 1150, 3 % reies Weizen-Gluten, vorab intensiv
gemischt.
"Eigentlich", so fangen alle faulen Entschuldigungen an, eigentlich
sollte das hier mein diesjähriges Weihnachtsbrot werden! Aber aufgrund
meiner ganzen Aktivitäten in der Vor-Weihnachtszeit war es mir einfach
nicht möglich, dieses Brot dort zu machen! Also kommt es hier ohne
feierlichen Titel!
Das erste Brot mit diesem Haselnussmehl habe ich
dort gebacken!
Das damalige Rezept habe ich mir aber nach meinen letzten Erfahrungen
mit meinen Mischmehlen etwas umgestellt und dann in meiner
Inventur-Liste nachgeschaut, was ich dafür am Lager habe!
Beim Haselnuss-Quellstück habe ich dann das "echte" Räuchern in der
Räucherbox gelassen, es war mir einfach zu windig dafür! Aber ich habe
schon seit längerer Zeit zwei kleine Fläschchen mit "Flüssigrauch" da,
eines mit
Hartholz- und eins mit
Hickory-Aroma. Damit werde ich einfach mal hier
einen Test machen und schauen, was dabei heraus kommt!
Allerdings hat mich die Dosieranleitung auf den Fläschchen etwas verunsichert! Dort steht,
dass man pro 1 kg "Fertiggericht" 1 - 3 Gramm oder 25 - 80 Tropfen
nehmen soll! Da ich ein absoluter Fan von exaktem Messen bin habe ich
die getropfte Menge genau abgewogen! Da kamen dann bei mir 30 Tropfen
auf genau 2,0 Gramm! Ich wollte als "Fertiggericht" ja ca. 2 kg Brot
machen, also wären die 2,0 Gramm an der unteren Grenze gewesen. Mit 30
Tropfen lag ich aber an unteren Rand der Tropfen-Skala für 1 kg!?
Gut, für den ersten Versuch war das jetzt eine "vorsichtige"
Ausgangsmenge! Und gleich das Ende vorweg; vom Raucharoma ist im
fertigen Brot nichts zu spüren!
Zurück zum Teig! Ich habe den Dinkel-Sauerteig vorab mit reinem
Dinkelruchmehl angestellt und "nur" die anderen Mehlsorten zu Mischmehl
verarbeitet!
Mein
2-stufiger Dinkelruchmehl - Sauerteig ist wie
folgt aufgebaut:
Stufe 1:
Grundsauer TA 250, warm SZ-ST
Gewicht
(g): |
Zutat:
|
Bäcker
%: |
20 g
|
Dinkelruchmehl
|
100 %
|
30 g
|
Wasser aus dem Hahn
|
150 %
|
20 g
|
R-ASG TA 200 aus
dem KS, 5°C 18 T *) |
100 % |
*) Dieses ASG ist 18 Tag alt!
Zeiten und
Temperaturen:
Bei mir
5 h 10 m, SZ-ST-Box, 26-35°C.
Stufe 2:
Vollsauer TA 180, kalt 5°C, mäßig warm 21°C, warm SZ-ST 26-35°C
Gewicht
(g): |
Zutat:
|
Bäcker
%: |
180 g
|
Dinkelruchmehl |
100 %
|
130 g
|
Wasser aus dem Hahn
|
72 %
|
=70 g
|
Grundsauer Stufe 1
|
39 % |
Zeiten und
Temperaturen:
Bei mir
14 h 0 m kalt im
Kühlschrank, 6°C + 2 h 0 m mäßig warm, 21°C + 3 h 30 m warm SZ-ST
26-35°C.
Gesamt-Reifezeit über alle 3 Klima-Zonen:
24 h 50 m
Diese Gesamt-Reifezeit stimmt nicht
unbedingt genau mit den Einzel-Reifezeiten
überein! Es kommen die Verarbeitungsszeiten dazwischen ja auch noch
hinzu!
Ergebnis:
380 g gut aktiver Dinkelruchmehl - Sauerteig mit einer
TA von 180!
Dieser
2-stufige, 3-Klimazonen-Dinkelruchmehl
- Sauerteig ist diesmal so
geworden:
Stufe 1:
Der
Dinkelruchmehl-ST TA 250 Stufe 1
Die 1. Stufe habe ich im kleinen Glas angestellt. Er ist langsam
gegangen, ohne besondere Leistung zu zeigen!
Stufe 2:
Der
Dinkelruchmehl-ST TA 180 Stufe 2
Das beige Gummiband zeigt
die
Anfangs-Höhe, mit der dieser DST in den Kühlschrank
gegangen ist. Dort hat er nach den 14 h 0 m ca. 5 mm zugelegt, danach
in den 2 h 0 m bei Zimmertemperatur noch einmal 5 mm, wonach er dann
noch für 3 h 30 m in die
SZ-ST-Box
gegangen ist. Die Endhöhe oben ist dann nach dem Aufenthalt in der
warmen SZ-ST-Box erreicht. Die Zunahme ist sehr gut, die vielen
Bläschen und die Zunahme auf fast das Doppelte zeigen eine gute
Aktivität!
Das Haselnussmehl-Quellstück hat insofern übrrascht, dass es das
Eigengewicht an Wasser aufgenommen hat.
Das Perldinkel-Kochstück war wieder völlig "in der Norm"! 3 Teile
Wasser auf einen Teil trockene Perldinkelkörner zum Kochen für 10
Minuten, dann auf der Arbeitsfläche abkühlen lassen und in den
Kühlschrank stellen. Von den 400 Gramm Rezept-Ausgangsgewicht sind am
nächsten Tag noch 359 Gramm in den Teig gekommen. Alle Restflüssigkeit
war aufgesaugt!
Für die Autolyse habe ich die restlichen Mehle vorab gut durchgemischt
und dann im Kessel meines
Spiralkneters angestellt. Diese Autolyse war mit 1
Stunde geplant und da der DST während dieser Zeit ebenfalls in der
SZST-Box seine Reife erreicht hat, hat es nur eine Verlängerung von 5
Minuten gegeben!
Der Hauptteig war wieder eine reine Freude! Auch hier habe ich den DST
für die Bassinage getrennt, etwas mehr als die Hälfte gleich am Anfang
im Hauptteig dazu gegeben und den Rest für die Bassinage zum Schluss
zurück behalten. Dort sind dann auch noch 2,5 B-% Walnussöl ebenfalls
als Bassinage dazu gekommen! Und alles hat gepasst! Der Fenstertest FT
danach war auf Anhieb optimal!
Stockgare im Kessel für 2 Stunden, dazwischen 2 mal s&f. Einzig die
Teigtemperatur war mit 23,2°C nicht optimal, aber die Stückgare könnte
ich dann ja anpassen! Die lag dann sogar ziemlich genau im
"Normbereich" mit geplant 1 Stunde, erreicht 1 Stunde 10 Minuten. Die
Reife der Teiglinge habe ich per Fingertest FIT geprüft!
Gebacken auf dem schön heißen Back-Stahl mit reichlich Schwaden und
zusätzlich mehrmals Wasser im Strahl in die tief eingeschnittenen
Ausbünde!
Und so
sind diese Brote geworden:
Die
beiden Laibe.
Ich hatte am Ende ein Teiggewicht von 2268 Gramm, also eine TE von 2
mal 1136 Gramm. Diese Teiglinge sind in ihren Bannetons sehr gut
gegangen und konnten wieder schöne, lange und tiefe Einschnitte
vertragen.
Der
Anschnitt.
Der Lohn der Mühe! Mit dieser Krume bin ich sehr zufrieden! Es ist doch
verblüffend, dass dieses Brot mit dieser hohen TA so schön geport ist!
Einer
der Ausbünde.
Schöner Einblick ins "Innenleben", aber keine saubere Schnittkante! Da
muss der Perldinkel die Struktur des Teiges leicht gestört haben!
Ausschnitt
aus dem Anschnitt.
Rundum sehr gute, kräftige Kruste. Hier habe ich wieder mit gutem
Erfolg meinen geliebten "Boost" eingesetzt!
In der Krume sind überall diese feinen, dunklen Pünktchen zu erkennen,
die stammen vom Haselnussmehl! Die Perldinkelkörner aus dem Kochstück
sind ebenfalls vereinzelt zu sehen. Sie sind durchgängig glasig, also
völlig durchgequollen!
Die Mehlmenge beträgt hier gute 1000 Gramm, die Wassermenge liegt bei
gesamt 1003 Gramm! Und diese Menge an Wasser ist vollständig gebunden!
Der Geschmack ist sehr gut! Getestet wie immer. Erst nur Krume, sehr
saftig, gutes Kaugefühl, deutliche, feine Teig- also Getreidearomen von
den Teigführungen. Danach Krume mit Kruste, zusätzlich die Röstaromen.
Wie immer anschließend mit feiner Süßrahmbutter, wieder eine
ordentliche Steigerung! Ein herrliches Brot! Es passt sowohl mit allem
Herzhaften wie auch mit feinem, cremigen Blütenhonig auf der Butter!
Der einzige Mangel, den ich aber nicht als Mangel empfinde, das ist das
Fehlen von Raucharomen! Also muss ich beim nächsten Rauch-Aroma-Brot
wieder "altmodisch" Räuchern!
Mal schauen, was ich mit dem "Flüssigrauch" noch anfangen kann!
Verwendete
Getreide und Getreideprodukte:
57 % Weizenmehl Type 812, Blattert-Mühle
20 %
Dinkelruchmehl, Obere
Kapfenhardter
Mühle
10 % Perldinkel,
Blattert-Mühle
5 % Roggenmehl Type 1150,
Blattert-Mühle
5 % Semola di grano duro rimacinata, Divella
3 % Weizenkleber HT,
OMIKRON
nach
oben
15.12.2022
"Restle-Mischbrot aus Backmischungen +", V1
(Stand:
16.12.2022)
Aufbau:
Direkte Teigführung + integrierte Autolyse -> Hauptteig.
Anschüttflüssigkeit
im ganzen Teig: Wasser
Gesamt-TA
170
Die Geschichte dieses Brotes beginnt vor mehr als 5 Jahren! Eine gute
Freundin hat damals Interesse gezeigt, ihr Brot selber zu backen! Ich
habe ihr vorgeschlagen, für den Anfang mit einem Brot-Back-Automaten
BBA die ersten Schritte zu versuchen. Dafür sollte sie meinen
"arbeitslosen" BBA bekommen, der - gut verpackt - im Keller steht!
Für ihre ersten Versuche habe ich dann bei passender Gelegenheit zwei
500-Gramm-Backmischungen besorgt, ein
Dinkelbrot und ein
Weizenmischbrot!
Diese beiden "Pfunde" habe ich bei mir gelagert, wie ich alle meine
Backvorräte lagere:
kühl, dunkel,
trocken und luftdicht!
Die Tage vergingen, die Monate ... mal hatte sie keine Zeit, mal hatte
ich keine Zeit, dann kam Corona ...
Bei der letzten Inventur meiner Vorräte kamen diese beiden "Pfunde"
auch mal wieder ins Blickfeld! Das MHD war jetzt schon mehr als 4 Jahre
überschritten, also weggeben wollte ich diese Päckchen da auch nicht
mehr! Nun war Selber-Verbrauchen angesagt!
Im BBA wollte ich die nicht machen, meine Frau mag dieses Loch im
Boden des fertigen Brotes nicht, das beim Herausreißen des Knethakens
dort entsteht!
Also Programm "Teig"
und anschließend im Ofen backen?! Das wollte ich jetzt wieder nicht,
für
ein "3/4tel Pfünder Brot" war mir der Aufwand zu hoch und im BBA hätte
ich die beiden Packungen zusammen nicht in einem Durchgang zu Teig
machen können!
Da kam mir eine andere Idee: Warum nicht beide Packungen zusammen
nehmen und "normal" verarbeiten?
Aber zuerst mal kontrollieren, ob die überhaupt noch gut sind!
Päckchen geöffnet, daran geschnuppert, riecht gut! Mit dem nassen
Finger jeweils eine Probe vom Mehl geholt, im Mund probiert, schmeckt
gut! Also habe ich mir ein Rezept dazu gemacht!
"Eigentlich" ist in diesen Backmischungen alles drinnen außer Wasser!
Ich hatte aber früher schon, eben zu BBA-Zeiten, öfters mal
"überlaufene" Backmischungen verarbeitet, dann aber zur Sicherheit
immer noch ein Päckchen Trockenhefe dazu gegeben! Das wäre hier auch
wieder nötig!
Dann habe ich mir die Inhaltsangaben der Pakete durchgelesen und
überlegt, wie ich die "verbessern" könnte!
Einen separaten Sauerteig wollte ich nicht mache! Aber auf diese 1
Kilogramm gebe ich noch 30 Gramm Dinkelkleie als Faserstoff dazu, dann
30 Gramm Trockensauerteig von meinem Roggen-ST, 30 Gramm
Trockensauerteig von meinem Weizen-ST, 30 Gramm reines Weizen-Gluten
für die bessere Bindung und 30 Gramm Semola dgdr für eine bessere Farbe
und eine knusprige Kruste!
Die Wassermenge auf den Packungen habe ich ebenfalls überprüft! Beim
Dinkelbrot sollten 300 ml dazu gegeben werden, beim Weizenmischbrot 320
ml! Das ist nicht besonders viel, aber das würde ich ja beim Kneten
dann spüren und korrigieren können!
Meersalz war in den Mischungen auch schon enthalten, aber keine Angabe
über die Menge! Also gebe ich mal "nur" für meine zusätzlichen Mengen
anteilig 2 B-% Meersalz nach! Den großen Rest muss mein Teiggefühl und
die Erfahrung richten!
Diese ganzen "trockenen" Zutaten einschließlich des Beutels Trockenhefe
habe ich vorab im Kessel "unserer alten Tante MUM" innigst vermischt
und dann im Kessel meines
Spiralkneters
mit dem errechneten Wasser ohne weitere Zugabe erst mal zu einer
"kurzen" Autolyse angestellt und langsam geknetet. Diese AL bringt mir
hier
zwei Vorteile, zum einen die Hydrierung des Mehls, zum anderen das
"Aufwecken" der Trockenhefe!
Danach die wenigen weiteren Zutaten dazu gegeben und im schnellen Gang
geknetet. Nach dem ersten Fenstertest FT einmal 30 Gramm Wasser
zuggeben, kurz geknetet, wieder FT, wieder 30 Gramm Wasser, weiter
geknetet ... und das so lange, bis der FT gezeigt hat, dass jetzt die
richtige Menge Wasser "an Bord" ist! Das waren dann zusätzlich 120
Gramm! Damit ist dann auch die TA von ursprünglich ca. 160 auf gute 170
gestiegen - passt! Was ich mir jetzt auch nicht verkneifen konnte, das
waren ganz zum Schluss 30 Gramm Olivenöl als Bassinage!
Zu Anfang war auch die Teigtemperatur relativ niedrig bei "nur" 20°C.
Ich habe aber darauf gesetzt, dass ich durch das Kneten, vor allem nach
der Autolyse ausreichend Wärme in den Teig bringen würde. Das hat
bestens geklappt, nachdem der Teig "gut" war hatte er eine Temperatur
von 26,6°C, ideal für einen "nur-Hefe-Teig"!
Alle weiteren Arbeiten bis zum Backen waren dann "nach Gefühl und
Erfahrung"! Und dieser Teig hat mich nicht enttäuscht!
Hier das
Ergbnis:
Die
beiden Laibe.
Bei dieser Hefemenge im Teig, auf Frischhefe umgerechnet 1,8 B-%,
müsste da schon ein guter Trieb während der Stockgare entstehen und ich
hatte vorgehabt, diese Gare für 1 Stunde laufen zu lassen. Ich habe
aber dann "nach Augenschein" auf 1,5 h verlängert. Beim Wirken hatten
die Teiglinge fühlbar Dampf im Inneren, also habe ich die Stückgare mal
auf "nur" 1 h angesetzt. Das hat genau gepasst, ich konnte also nach 45
Minuten den Ofen anheizen!
Zum Einschneiden hatte ich die gleichen Überlegungen angestellt wie
beim
"Mischbrot
mit KKP". Und habe noch tiefer eingeschnitten! Während des Backens
hatte ich hier aber echt Bedenken, ob sich diese "Schluchten" dort auch
heben würden?! Sie haben sich sehr gut gehoben!
Klar war mir hier schon von vorneherein, dass ich diesmal wieder eine
Glanzkruste machen würde, also habe ich die Teiglinge zum Einschießen
klatsch-nass gemacht und dann mehrfach die komplette Oberfläche
nass gespritzt, nicht nur die Einschnitte!
Auch mein geliebter "Boost" war wieder dabei! Wenn schon mangels eines
echten Sauerteigs die Aromenfülle geringer ausfallen sollte, dann
konnte ich wenigstens etwas mehr Röstaromen gebrauchen!
Der
Anschnitt.
Alles hat gepasst! Sehr guter Ofentrieb, eine gute, nicht zu offene
Krume, ein schönes Brot für alle Tage!
Einer
der Ausbünde.
Diese Ausbünde haben beim Einschneiden schon gezeigt, dass darunter
eine gute Struktur verborgen war! Und so ziemlich alle meine
Lieblingsfarben sind hier vorhanden!
Gefenstert
haben die Laibe auch!
Diese Kruste hat vom Semola dgdr profitiert! Das Hartweizenmehl ergibt
einfach eine Knusper-Kruste, da kommt der Weichweizen nicht mit!
Ausschnitt
aus dem Anschnitt.
Die Kruste ist rundum gut und kräftig, die Krume ist schön wild geport
aber immer noch "marmeladenfreundlich"! Der Anteil Roggenmehl aus dem
Weizenmischbrot hat wieder für die schimmernde Oberfläche in den
größeren Blasen gesorgt, was ich auch so erhofft habe!
Geschmacklich ist es ein sehr ausgewogenes, feines Brot mit guten
Teigaromen. Besonders direkt nach dem Backen waren eindeutig
Sauerteig-Aromen zu erkennen, der Trockensauerteig bringt also schon
auch was! Von dem erhoffe ich mir aber vor allem eine gewisse
Säure-Last für die bessere Frischhaltung dieses Brotes!
Getestet wie immer, erst nur Krume, schmeckt gut und mild, dann Kruste
mit Krume, mehr Röstaromen, danach die "übliche" Süßrahmbutter dazu,
klasse!
Es ist ein feines, helles Alltags-Brot geworden, aber eines, das ich
nicht wiederholen möchte! Alleine das Lagern der Backmischungen über
mehr als 5 Jahre ist mir zu aufwendig! ;-)
Auf der anderen Seite haben diese beiden Packungen gezeigt, dass durch
die richtige Lagerung,
kühl, dunkel, trocken und luftdicht,
Mehl und Getreide wesentlich länger vorgehalten werden können, als das
MHD angibt!
Verwendete
Getreide und Getreideprodukte:
43 %
BIO-Backmischung "Dinkelbrot", Belbake
43 % BIO-Backmischung "Weizenmischbrot", Belbake
2,8 % Dinkelkleie, steingemahlen,
gebeutelt,
Danielenmühle
2,8 % Semola di grano duro rimacinata, Divella
2,8 % Weizenkleber HT,
OMIKRON
2,8 %
Trocken-ST Roggen, eigene Produktion
2,8 % Trocken-ST Weizen, eigene Produktion
nach
oben
10.12.2022
"3-Korn-Mischbrot - Idee nach Éric Kayser ++", V1
(Stand:
12.12.2022)
Aufbau:
Mischmehl-ST, 2-stufig ->
Hauptteig.
Anschüttflüssigkeit
im ganzen Teig: Wasser
Gesamt-TA
170
Vor ziemlich genau 4 Wochen habe ich ein
Mehrkornbrot
nach einem Rezept aus dem neuesten Buch von Éric Kayser gebacken, aus
dem
"LE GRAND LIVRE DU PAIN".
Nach meinen ganzen Versuchen der letzten Zeit, mit Broten vor allem aus
hellem Mehl, war es mir jetzt einfach mal wieder nach was "Dunklerem"!
Da kam mir diese
"Tourte aux 3 Céréales" aus eben diesem Buch genau
passend!
Eine
"Tourte" ist einerseits
ein relativ flacher Kuchen, kann auch eine Pastete sein oder eben ein
ziemlich flaches Brot, wie z.B. eine
"Tourte
de seigle" ein flaches Roggenbrot, das dort auch im Buch steht,
aber von dem es kein Rezept und keine Bilder in Netz gibt!
Er beschreibt im Buch wie auch im oben verlinkten Rezept einen Teig mit
insgesamt ca. 1670 Gramm Zutaten plus, wie in Frankreich üblich,
den "Levain", also den Sauerteig, als eine separate Zutat mit 750 Gramm!
Im Buch verweist er auf die Seite 22, wo der
"Levain liqide", also der Sauerteig
mit 100 % Hydration, beschrieben ist.
Dort, im Buch, wird der "Levain" gestartet mit T150, also sehr dunklem
Weizenmehl, entsprechend einer deutschen Type 1500, aber geführt wird
er dann mit T65, also entsprechend einer deutschen Type 650. Beide
Typen sind bei uns nicht vorhanden, sie dienen nur zur Einordnung!
Jetzt war für mich die Frage: Was für ein Getreide / Mehl hat der Éric
Kayser dort in seinem "Levain" für sein Brot?
Den Bildern nach, sowohl im Buch als auch auf seiner Seite im web,
tippe ich eher auf Weizen! Im Netz gibt es auch genau zu diesem Brot
ein Anschnittsbild, das eine sehr offene Krume zeigt!
Ich habe noch ein paar weitere, französische Seiten mit diesem Rezept
durchgelesen, in zweien fehlt dieser "Levain" bei den Zutaten komplett,
aber alle
"zeigen" die gleichen Bilder dazu, wie sie dort auf der Seite vom Éric
Kayser zu sehen sind! Jedenfalls liegt es für mich jetzt nahe, dieses
Brot beim nächsten Mal in der Variante mit dem Levain aus Weizen
zu testen!
Bei meiner Umrechnung
habe ich alle Zutaten zurück "übersetzt", den Levain nach Zutaten
aufgelöst, das ganze Rezept runter skaliert auf meine 1000 Gramm GMM
und dann meinen Levain daraus abgeleitet, entsprechend den
Verhältnissen
der Zutaten im Original-Rezept. Ich habe aber für mein Rezept den
Roggen als Vollkorn, gewirbelt genommen, den Buchweizen im Original,
also französisch belassen und das Einkornmehl wieder als Vollkorn,
gewirbelt, dazu gesetzt. Diese drei Mehle habe ich dann in der
Rührschüssel unserer "alten Tante MUM" mit den Schneebesen für 30
Sekunden innigst vermischt.
Dazu habe ich mir dann meine "üblichen" 0,5 B-% Frischhefe gegönnt, die
im Original-Rezept nicht vorhanden sind!
Mein
2-stufiger Mischmehl - Sauerteig ist wie folgt aufgebaut:
Stufe 1:
Grundsauer TA 200, warm SZ-ST
Gewicht: |
Zutat:
|
Bäcker
%: |
20 g
|
Mischmehl s.o.
|
100 %
|
30 g
|
Wasser aus dem Hahn
|
150 %
|
10 g
|
R-ASG TA 200 aus
dem KS, 5°C 23 T *)
|
50 % |
*) Dieses ASG ist 23 Tag alt!
Zeiten und
Temperaturen:
Bei mir
5 h 10 m, SZ-ST-Box,
26-35°C.
Stufe 2:
Vollsauer TA 196, kalt im
Kühlschrank 5°C, mäßig warm bei Raumtemperatur 21°C, warm SZ-ST 26-35°C
Gewicht
(g): |
Zutat:
|
Bäcker
%: |
250 g
|
Mischmehl s.o.
|
100 %
|
240 g
|
Wasser aus dem Hahn
|
96 %
|
=60 g
|
Grundsauer
Stufe 1
|
24 % |
Zeiten und
Temperaturen:
Bei mir
im Kühlschrank, 5°C, 12
h 30 m, + 1 h 30 m warm Raumtemp., 21°C, 3 h 45 m warm SZ-ST-Box,
26-35°C.
Gesamt-Reifezeit über alle zwei Stufen:
23 h 40 m
Diese Gesamt-Reifezeit stimmt nicht
unbedingt genau mit den Einzel-Reifezeiten
überein! Es kommen die Verarbeitungsszeiten dazwischen ja auch noch
hinzu!
Ergebnis:
550 g aktiver Mischmehl - Sauerteig mit einer TA von 200!
Dieser
2-stufige, 3-Klimazonen-Mischmehl - Sauerteig ist dann so geworden:
Grundsauer
Stufe 1:
Mischmehl
- Sauerteig, die 1. Stufe
Das rote Gummiband zeigt die Füllhöhe
dieser Stufe vor dem
Aufenthalt in der SZ-ST-Box. Er hat sich in der Zeit dort drinnen gut
verdoppelt.
Und hier
der Vollsauer:
Mischmehl
- Sauerteig, die 2. Stufe
Das rote Gummiband zeigt die Einfüllhöhe der 2. Stufe an. Nach
ihrem Aufenthalt im Kühlschrank hat der Sauerteig ca. 2 mm
zugelegt. Beim Aufenthalt bei Raumtemperatur hat er noch etwa 2
mm dazu gebracht. Beim nachfolgenden Aufenthalt in der
SZ-ST-Box hat er dann die Endhöhe erreicht. Die kleinen und wenige
größere
Bläschen
zeigen eine mäßige Gärleistung an, die gesamte Zunahme in der Box lässt
jedoch Hoffnung aufkommen!
Mit dem großen Rest dieses Mischmehls ist es dann gleich in den
Hauptteig gegangen. Eine vorgeschaltete Autolyse würde hier, bei
insgesamt 60 B-% RVK, keinen Sinn machen!
Allerdings habe ich auch hier wieder meine Versuche mit dem
"Levain de bassinage"
weiter geführt und 3/5tel des Misch-ST gleich in den Kessel des Kneters
gegeben und die anderen 2/5tel ganz am Schluss, allerdings dort noch
mit einer kleinen Wasser-Anschüttung!
Allerdings war der Teig vor dem "Teilen und Wirken" so unglaublich
klebrig, dass
ich ihn nur mühsam abwiegen konnte. Das Vorwirken habe ich mit der
"Schüssel-Methode" gemacht! Ich habe dabei die Teiglinge in einer
ovalen Schüssel mit reichlich Mehl abgewogen und dann durch
Rund-Schwenken in dieser Schüssel vorgeformt! Diese Technik ist dort,
bei meinem
"Broa
de Milho"
erklärt und dort gibt es auch einen Link auf ein Video dazu! Zum
Fertig-Formen habe ich diese Teig-Brocken auf reichlich Streumehl,
Roggenmehl Type 1150, mit zwei Teigschabern in Form geschoben und in
die ebenfalls mit reichlich Roggenmehl 1150 ausgestaubten Bannetons
gelegt.
Diese Vorarbeit dürfte auch der Grund für die kräftigen Risse dort in
der Krume sein, wie im Anschnittsbild hier drunter zu sehen ist.
Und so
sind diese Brote geworden:
Die
beiden Laibe.
Mein Hauptteig hatte direkt vor dem Teilen und Wirken nicht die
empfohlene Teigtemperatur TT von 30°C, sondern "nur" 26,6°C! Also habe
ich mich gleich von der vorgegebenen Stückgare von 30 Minuten
verabschiedet!
Dafür habe ich hier einen Tipp vom Dietmar für solche Roggenbrote nicht
ganz wörtlich befolgt! ;-)
Ich lasse diese Brote zuerst mit dem Schluss nach oben in gut bemehlten
Bannetons, diesmal Roggenmehl der Type 1150, zur Stückgare stehen, hier
ca. 30 Minuten. Danach setze ich sie um auf die Dauerbackfolie auf dem
Einschießer, jetzt mit dem Schluss nach unten, und beobachte, wie sich
die Rissbildung entwickelt!
Als diese Risse ein "gutes" Bild ergeben haben, habe ich den Ofen
angeheizt. Dabei ist es natürlich wichtig, die Vorheizzeit zu kennen!
Ich habe für diese zwei, relativ flachen und damit eher breiten Brote,
beide Backstähle in den Ofen geschoben und damit braucht der für diese
2 mal 5 kg Eisen genau 20 Minuten, bis die richtigen Anbacktemperatur
von hier 230°C Heißluft erreicht ist. Und habe dann eingeschossen! Die
komplette Stückgare betrug also 1 h 10 m.
Der
Anschnitt.
Im Ofen hat es dann keinen überwältigenden Trieb gegeben, aber damit
habe ich gerechnet! Wichtig fürs Auge ist ja in erster Linie diese
Oberfläche und damit bin ich sehr zufrieden! Die "inneren Werte" konnte
ich erst nach dem Anschneiden beurteilen!
Am folgenden Tag habe ich dann den Anschnitt gewagt und war nicht recht
glücklich mit dem Anblick! Die Krume war zu feucht und klebrig! Also
habe ich die beiden Laibe für einen weiteren Tag ruhen lassen und jetzt
sehen sie nach was aus!
Detail
aus der Kruste.
Solche Krustenbilder sieht man oft bei alpenländischen Roggenbroten,
wie z.B. dem Walliser Roggenbrot. Nach meiner Erfahrung ist dieses
Muster oben auf dem Laib feingliedriger, wenn ich die Roggen-Teiglinge
so herum, also mit dem Schluss nach unten, einschieße! Mit dem Schluss
nach oben werden sie zwar ähnlich, aber der Schluss dominiert dann das
Bild!
Ähnliche Ergebnisse mit der Kruste habe ich z.B. bei meinem
"Waldstauden-Roggen-Brot"
gehabt oder hier, aber nicht so fein gezeichnet, bei meinem
"Weizen-Roggen-Brot"
oder ähnlich schön hier beim
"Drei-Roggen-Brot". Ein typisches Bild für den
Schluss nach oben zeigt sich hier bei meinem
"Ganz einfachen
Roggenbrot"!
Ausschnitt
aus dem Anschnitt.
Eine kräftige Kruste rundum, eine doch relativ offene, feimporige Krume
bei immerhin 80 B-% Vollkorn und 20 B-% Buchweizenmehl, das ja
keinerlei krumenbildende Eigenschaften mitbringt! Das verwendete
Einkorn-VK-Mehl gewirbelt ist auch nicht der große Binder!
Dafür entschädigt der Geschmack! Schon das Aroma direkt nach dem Backen
war herrlich! Dann, nach dem ersten Anschneiden war Zeit zum Testen!
Der Anblick war noch nicht so erfreulich, dafür waren die Aromen im
Mund sehr gut! Roggig, erdig, kräftig, die Kruste dazu mit den
zusätzlichen Röstaromen, rundum gut! Mit der gewohnten Süßrahmbutter
die bekannte Steigerung, zurück ohne Süßrahmbutter ist dieses Brot aber
völlig komplett! Mit mehr habe ich es noch nicht mal weiter getestet,
einfach nur so, pur, reicht es, mehr ist nicht nötig!
Jetzt bin ich mal auf den Versuch mit genau dieser Mischung gespannt,
aber mit dem Weizenmehl im Levain, wie an-und-für-sich in Frankreich
üblich!
Unsere Nachbarn dort drüben sind da mit den Bezeichnungen für ihre
Brote nicht so pingelig wie wir! Die
"Tourte
de seigle" dort im neuen Buch von Éric Kayser, also dem Namen
nach ein Roggenbrot, besteht tatsächlich zu 100 % aus Roggen! Aber es
gibt auch Rezepte für dieses "Roggenbrot", die zu 50 B-% aus Weizen
bestehen!
Und eine weitere Erkenntniss habe ich auch gewonnen! Eine Bassinage mit
einem Sauerteig in einem Brot, das so von Roggen dominiert wird wie
dieses, mit 60 B-% Roggen-Vollkornmehl, macht keinen Sinn! Eine
Bassinage macht nur Sinn in einem von Weizen- oder ähnlichem gebildeten
Teig. Dort gibt es ein Gluten-Netzwerk, in das man zusätzliches Wasser
einbinden kann. Das entfällt im Roggen dominierten Teig völlig!
Verwendete
Getreide und Getreideprodukte:
60 %
BIO-Roggen-Vollkornmehl, gewirbelt, Bergkorn
20 % BIO-Einkorn-Vollkornmehl, gewirbelt,
Bergkorn
20 % Buchweizenmehl, FARINE DE SARRASIN, moulu sur meules de pierre,
Super-U, Frankreich
nach
oben
03.12.2022
"BaXperiment #16: Mehrkorn-Brot mit Pâte fermentée als Bassinage ++", V1
(Stand:
05.12.2022)
Aufbau:
WVK sfg
- Pâte fermentée + echte Autolyse ->
Hauptteig.
Gesamt-TA ca. 170
Vor einiger Zeit habe ich beim Stöbern nach neuen Ideen drüben im
"Technomitron", einem
französischen Profi-Bäcker-Forum, ein sehr interessantes Rezept für ein
"Pain de Lodève"
entdeckt gehabt, das mit einem "geteilten" Sauerteig arbeitet, von dem
ein Teil sofort in den Hauptteig kommt und der andere Teil als
"Bassinage" ganz zum Schluss in den gute entwickelten Teig gegeben
wird.
Dort
in meinem Beitrag zu diesem Brot steht auch die korrekte
Erklärung für den Begriff
"Bassinage".
Diese Methode hat mich natürlich sofort höchstlichst interessiert und
meine
weiteren Versuche mit verschiedenen Methoden der Bassinage bei
den darauf folgenden Broten, dem
"Pain au miel et lavande", dem
"Pain aux algues",
dem
"Mehrkornbrot
- Idee nach Éric Kayser", dem
"BaX # 5: Pane Montanaro" und dem
"Mischbrot mit KKP"
haben alle sehr erfreuliche Teige und ebenfalls sehr gute Brote ergeben!
Nach meinen ersten zwei - drei Versuchen habe ich dort im
"BoulangerieNet", ebenfalls
einem französischen Profi-Bäcker-Forum, mal den Suchbegriff
"Bassinage" eingegeben und als
Antwort zuerst 250 Treffer gemeldet bekommen und später sogar 370
Treffer! Und aus Begeisterung
ALLE
durchsucht!
Dabei habe ich einige unterschiedliche Rezepte zu diesem Thema gefunden
und in einem
Beitrag sogar eine Aufstellung der bei französischen Profi-Bäckern
gebräuchlichsten Möglichkeiten für diese
Bassinage mit Beispielrezepten!
Das war der Startschuss für mein neues
BaXperiment #16!
Die Liste dort umfasst erst mal 5 Rezepte, die ich aufbereitet
und auf meine Methode umgestellt habe! "Meine" Methode ist eine etwas
andere als die der "Kollegen" drüben! Sie führen bei der Auflistung der
Zutaten den Vorteige als eigene Position im Rezept auf, da sie die
"üblichen"
Vorteige fertig in der Backstube bereitstehen haben! Ich muss mir aber
jeden dieser Vorteige zuvor einzeln herrichten und habe daher einen
anderen Ablauf in "meiner Backstube"!
Allerdings habe ich jetzt einen Vorteil, das ist mein
"Spiralkneter"!
Die "Kollegen" drüben benutzen auch sehr gerne solche
"Pétrin au
spirale", und daher kann ich schon mal die Zeiten und die
Geschwindigkeiten für das Kneten 1:1 übernehmen!
Und hier ist mein erster Versuch, die Bassinage mit einem
"Pâte
fermentée"!
Mein
WVK sfg - Pâte fermentée ist wie
folgt aufgebaut:
Pâte
fermentée TA 167, sofort kalt im KS bei
ca. 5°C, akklimatisieren bei ca. 18°C
Gewicht: |
Zutat:
|
Bäcker
%: |
120 g
|
WVK sfg
|
100 %
|
80 g
|
Wasser aus dem Hahn
|
67 %
|
1 g
|
Hefe, frisch
|
0,8 % |
2 g
|
Meersalz
|
1,7 %
|
Zeiten und
Temperaturen:
Bei mir
2 Tage 14 h 10 m im Kühlschrank bei
ca. 5°C und 4 h 0 m bei
Raumtemperatur T°a, ca. 18°C.
Gesamt-Reifezeit:
2 d 18 h 10 m
Diese Gesamt-Reifezeit stimmt nicht
unbedingt genau mit den Einzel-Reifezeiten
überein! Es kommen die Verarbeitungsszeiten dazwischen ja auch noch
hinzu!
Ergebnis:
203 g schön aktiver WVK sfg - Pâte fermentée mit einer
TA von 167!
Die Mengen an Hefe und Salz für diese Bearbeitung habe ich zuerst aus
dem Original-Rezept
übernommen! Da dort aber dieser PF fertig aus der separaten Zubereitung
kommt,
ich hier aber nach meinen Möglichkeiten arbeite, habe ich die Zutaten
für den PF nach meiner Erfahrung umgestellt. Dort im Original heißt es
einfach
"200 g pâte fermentée"!
Die Hydration dieses PF habe ich dann an die des Hauptteiges, TA 170,
angepasst!
Dieser
WVK
sfg
- Pâte fermentée ist dann so
geworden:
WVK
sfg - Pâte fermentée
Das beige Gummiband zeigt die
Anfangs-Höhen nach dem Einfüllen. "Eigentlich" soll ein "PF" nur 30
Minuten bei Zimmertemperatur stehen und anschließend für max. 24
Stunden in den Kühlschrank!
Aber das hätte absolut nicht in die
Terminplanung für "unsere gemeinsame Backstube" gepasst! Meine Frau
steckt derzeit voll in der Weihnachtsbäckerei, und diese und sie haben
natürlich absoluten Vorrang!
Also
habe ich meinen "PF" sofort nach der Bereitung in unseren "kältesten"
Kühlschrank gestellt bei ca.
5°C! Außerdem ist er mit WVK sfg angestellt und mit weniger Hefe als
üblich!
Das sollte passen!
Alte Regel: Je länger der Teig reift, desto mehr Aroma kann er
entwickeln!
Dieser Vorteig darf aber ruhig auch etwas überreif werden! Sein
Hauptzweck ist die Aromenbildung, für den eigentlichen Trieb im Brot
sorgt nachher die dort im Hauptteig zugegebene, zusätzliche Hefe!
Und noch ein Grund für mich und für eine schön lange Reifezeit dieses
Vorteiges ist der, dass ein Hefe-Vorteig, der länger als 8 bis 16
Stunden reift, dabei automatisch zum Sauerteig "mutiert", zu einem
"Typ 0 Sauerteig"
wie
dort!
Aber das Ergebnis ist dann ein sehr milder Sauerteig!
Und noch ein weiterer Gund für mich ist, dass dieser PF ja im
eigentlichen
Teig diesmal zusätzlich eine ganz neue Funktion hat! Er soll auch einen
zusätzlichen Schub Wasser in den schon so gut wie fertigen Teig
bringen!
DAS ist hier die Bassinage
mit PF!
Im Original-Rezept ist als Mehl für den ganzen Teig das französische
Standard-Mehl
"Farine de tradition"
angegeben! Das ist einfach das allgemein verwendete
"Farine T65" in der besten Qualität!
So backen gute, handwerkliche Bäcker in Frankreich!
Ich hätte dieses "Farine T65" in einer sehr guten Qualität da, als
"Label rouge"
(Beispiel!), aber ich wollte
nicht nur diese eine der Methoden der
"Basinage" nachbacken, sondern auch das neue Brot nach meinem
"Haus-Standard" herstellen und dort gehören verschiedene Mehlsorten
hinein, wie ich sie hier verwendet habe.
(s. auch Ende Beitrag!)
Daher war die weitere Teigarbeit jetzt auch nach
"meiner Façon"
aufgebaut, allerdings ist die weitgehend an der französischen Art
orientiert! Also folgt bei mir jetzt die Autolyse mit den intensiv
vermischten, vorrätigen Mehlen, WM 812, Semola dgdr, RM 1150 und,
eingedenk der TA 170 im Originalrezept, mit einer kleinen Portion
"reinem Weizen Gluten"!
Dauer dieser Autolyse bei einer Teigtemperatur
von 19,6°C diesmal
1 h 25 m!
Der Hauptteig war danach sehr einfach! Nur dieser Autolyseteig +
Frischhefe (reduzierte Menge!) + Meersalz.
Knetzeiten im Spiralkneter 6
Minuten langsam und 2 Minuten schnell.
Danach Zugabe des ganzen PF als Bassinage und dann weitere 2 Minuten
schnell. Das war's!
Dann die Stockgare mit 1 Stunde und 1 mal s&f im Kessel.
Anschließend das
Teilen, Vorwirken, Fertigwirken und die Stückgare von 2 Stunden in den
Bannetons.
Gebacken im "neuen Alten" auf dem schön heißen Backstahl bei
fallenden Temperaturen und reichlich Schwaden.
Dieser
mein erster Versuch ist so geworden:
Die
beiden Laibe.
Schon im Kneter war der Teig extrem gut! Ich hätte größte Lust gehabt,
noch eine beachtliche Menge Wasser als Bassinage dazu zu geben, so fest
war der Teig im Kessel, aber ich wollte für die Vergleichbarkeit der
verschiedenen Varianten die einheitliche TA erhalten, also habe ich
das zusätzliche Wasser weggelassen. Bei späteren Nach-Back-Aktionen ist
das dann
sicher kein Thema, da kommt hinein, was dort im Glutengerüst noch Platz
hat. Da hätten, pi-ma-Daumen, sicher noch 60 bis 100 Gramm Wasser
mehr hinein gekonnt!
Wie ich hier Einschneiden musste, das war mir dann schnell klar! So,
dass sich die Teiglinge maximal ausdehnen können! Und dann,
beim Einschneiden direkt, hatte ich noch Bedenken, ob ich da nicht
vielleicht zu tief geschnitten hätte! Pustekuchen!
Bei diesem Ofentrieb
wäre noch tiefer noch besser gewesen!
Ein
Anschnitt vom Laib oben rechts.
Ich war mir nicht ganz sicher, ob oder ob nicht! Ob es eine lockere,
großporige Krume wird oder ob sie kleinporiger bleibt!
Beides wäre möglich gewesen, aber diese kleinporige Krume hier war
wahrscheinlicher, da der Teig, mein "starkes Mischmehl" dort drinnen,
einfach einen zu guten Zusammenhalt hatte!
Große Blasen entstehen dann,
wenn der Teig zu viel Innendruck aufbaut und die Kleberstrukturen nicht
stark genug sind, diesem Druck stand zuhalten! Dann geben die Wänder
der Teigbläschen nach und es bilden sich größere Blasen!
Was hier für diesen mächtigen Ofentrieb sicher auch eine Rolle gespielt
hat, das war die Menge Frischhefe dort im Teig! Im
Original-Rezept kommen 20 B-% fertiger PF in den Hauptteig und
zusätzlich, zu den Hefen im PF, kommt noch 1,2 B-% Frischhefe hinein!
Ich habe hier, für mein Rezept, den Anteil Frischhefe auf 1 B-% gesamt
gerechnet und davon sind 1 Gramm im "PF" und 9 Gramm im Hauptteig!
Alleine
schon beim Fingertest FiT gegen Ende der Stückgare habe ich gemerkt,
dass die Teiglinge eine Art Schwamm bilden mit einer Außenhaut drum
herum! Dann beim Einschneiden wurde die Innenstruktur ja
"offensichtlich"!
Im Ofen gab es dann nur eine Richtung: NACH OBEN!
Ein
Anschnitt vom Laib oben links.
Diese "Riesenhöhle" kommt aber nicht vom Trieb, sondern die könnte man
als
"Wirkfehler" bezeichnen! Dort war der Schluss nicht richtig zu! Ich
konnte beim Fertigwirken die Teigoberfläche "vernähen" wie ich wollte,
der Teig war kein
wenig bereit, an etwas anderem zu haften, noch nicht mal an sich
selber! Hier wäre jetzt etwas mehr
Wasser im Teig deutlich besser gewesen, damit hätte ich dann eine
bessere Haftung der Oberflächen erzielen können!
Ein
gigantischer Ausbund!
Ich habe hier beim Anbacken die Einschnitte wieder mehrmals mit der
Blumenspritze im Strahl "bewässert"! Das hilft tatsächlich, dass diese
Oberfläche flexibler bleibt, im Gegensatz zu der weit verbreiteten
Vorstellung, dass der Schwaden dabei helfen könnte! Gut, wenn die
Oberflächentemperatur des Teiges noch niedrig genug ist, dass sich der
Schwaden-Dampf verflüssigen kann, dann ja. Aber kurz darauf hilft der
heiße Wasserdampf nur noch bei der Wärmeübertragung auf die Teighaut!
Hier fehlt auch mein "geliebter Boost"! Aber den wollte ich diesmal
eben auch aus Gründen der Vergleichbarkeit mit den folgenden Versuchen
nicht
anwenden! Kommt dann bei der späteren, routinemäßigen Bäckerei wieder.
Ausschnitt
aus einem Anschnitt.
Schön kräftige Kruste, auch ohne "Boost"! Röstaromen sind ebenfalls
garantiert! Die Krume ist in den allermeisten Bereichen
""marmeladenfreundlich"! ;-)
Der Geschmack ist mild und aromatisch, nicht so vielfältig wie mit
einem Sauerteig, aber man kann nicht alles haben! Und hier bei diesem
Brot ging es ja in erster Linie um die Basssinage mit einem Vorteig,
bei diesem Versuch eben mit einem "PF"!
Der Dietmar beschreibt bei seinem Rezept für einen
"Pâte
fermentée" die Vorteile dieses Teiges auf das fertige Gebäck:
"... Kruste .. feinsplittrig und zart ... Krume ... elastisch und
wattig", was ich absolut bestätigen kann!
Übrigens stimmt "sein" Rezept exakt mit dem französischen Grundrezept
überein, die TA ist im französischen Rezept bei 170 und die Franzosen
kümmern sich ebenfalls nicht um die Hefe und das Salz im PF, wenn sie
den in das Rezept für den Hauptteig einbinden!
Dieser "PF" ist ja nur ein französischer Name für das, was schon sehr
lange beim Brot-Machen üblich ist, nämlich dass man vom "alten Teig"
eine gewisse Menge abnimmt, kühl aufbewahrt und im neuen Brotteig
wieder einsetzt. Die einzige Verbesserung ist, dass man seitdem die
"moderne"
Backhefe verfügbar ist, dort im "alten Teig" eben
diese Hefe als Triebmittel einsetzt. Davor war das seit vielen
Jahrtausenden ein "klassischer" Sauerteig!
Zwei
"tiefe" Einblicke im Laib oben links!
Diese "Löcher" musste ich einfach hier herein stellen! Man sieht
ganz deutlich, dass diese "meine" Mehlmischung sehr gut für solche
Brote
geeignet ist! Die Oberflächen in den Blasen und Bläschen ist sehr schön
glatt und sie hat dank Roggenmehl diesen, meinem geliebten
Marmorschimmer!
Das
Weizen-Vollkornmehl ist ebenfalls erkennbar! Und die Krumenfarbe mit
diesem
leichten Gelbton kommt vom Semola dgdr!
Ein feines Brot, ein wunderbares Ergebnis, die Bassinage mit einem
Vorteig "ganz zum Schluss" ist eine sehr gute Verbesserung beim Machen
solcher weizenlastigen Brote! Und die nächsten Rezepte zu diesem Thema
stehen schon in der Warteschlange!
Verwendete
Getreide und Getreideprodukte:
12 %
BIO-Weizen zum selber Mahlen, Bergkorn
67 % Weizenmehl Type 812, Blattert-Mühle
15 %
Semola di grano duro rimacinata, Divella
3 % Weizenkleber HT,
OMIKRON
3 % Roggenmehl Type 1150,
Blattert-Mühle
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